Paul McCartney
Alaaf & Moin!!
Dieses sind zwei Berichte über die Konzerte von Sir Paul McCartney in Köln und Hamburg (2003) von Biggi und Andreas. Den zweiten Bericht bitten wir als Ergänzung zum ersten anzusehen...
Paul McCartney – Köln-Arena (28.04.2003)
Gegen 20:30 Uhr hätte ich am liebsten meine Begleiterin zur rechten oder meine Nachbarin zur linken Seite gebeten, mich einmal zu kneifen. Saß ich wirklich in der nicht ganz ausverkauften Köln-Arena und besuchte ein Paul McCartney-Konzert? Sah ich wirklich gerade DEN ECHTEN Paul McCartney, eine lebende Musik-Lebende, für viele (sogar Kritiker) der wichtigste Komponist des 20. Jahrhunderts?
Gegen 20:30 Uhr ging für mich ein Traum in Erfüllung, von dem ich bis vor kurzem nicht wirklich wusste, dass er existierte. Meine „Musik-Träume“ waren und sind es immer noch, ein Fleetwood-Mac-Konzert sowie ein Corrs-Konzert in der Lansdowne Road in Dublin zu besuchen .
Fan von Paul McCartney und seinen Wings bin ich seit 1977, als im Radio „Mull Of Kintyre“ rauf und runter gespielt wurde. Wie sich später herausstellte, war dieses Lied zwar sein größter Wings-Hit, aber sicher nicht sein bestes Stück. Natürlich hatte ich schon mal den Namen Paul McCartney gehört, wusste auch, dass es mal die Beatles gab, bei denen er Mitglied war. Zur Beatles-Zeit war ich zwar schon auf der Welt (mein Geburtsjahr ist 1964), aber bewusst mitbekommen habe ich die Zeit natürlich nicht.
Meine ersten Wings-LPs waren dann „Wings Greatest“ und „London Town“ von 1978 sowie das Live-Album „Wings Over America“ von 1976. Natürlich habe ich ab dem Zeitpunkt die Karriere Paul McCartneys verfolgt und alle neue Alben gekauft, die Beatles-Platten wurden auch irgendwann angeschafft.
Obwohl die Musik mein größtes Hobby ist und ich regelmäßig (auch große) Konzerte besuche, habe ich jedoch nie daran gedacht, mal zu einem Paul McCartney-Konzert zu gehen. Am Abend des 18. Februar 2003 öffnete ich nichtsahnend das Internet, als mir auf der Start-Seite von t-online eine Ankündigung von fünf deutschen Paul McCartney-Konzerten (davon zwei in Köln) entgegenleuchtete. Mein kleines Fan-Herz schlug gleich ein bisschen schneller und aufgeregter.
Auf der Eventim- bzw. getgo-Seite stand dann die sehr ermutigende Nachricht, dass Paul McCartney seit 1993 den Weltrekord des schnellsten Kartenvorverkaufs mit 20.000 Karten in nur 8 Minuten hält ):
Okay, dachte ich, aber versuchen will ich es zumindest. Schnell eine Freundin angerufen, ob sie denn evtl. für den Preis von 45,40 mitgehen wolle, was sie auch zusagte. Die Reservierung für den 28.04.2003 klappte und ca. zwei Wochen später hatte ich die Tickets in den Händen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war mir klar, dass mit diesem Konzert ein „Musik-Traum“ in Erfüllung geht.
Die Wochen bis zum Konzertag gingen sehr schnell vorüber, einige Tage vorher hatte ich auch die aktuelle Live-CD zur Tour „Back In The World“ erhalten und konnte mich so wunderbar auf das Konzert einstimmen. Es war ja damit zu rechnen, dass das Programm dem der CD sehr stark ähneln würde.
Im Laufe des Tages hatte ich schon gehört, dass die Besucher des ersten Kölner Konzertes am 27.04. sehr begeistert waren. Je näher das Konzert rückte, um so aufgeregter wurde ich. Gegen 19:30 Uhr kamen wir per S-Bahn zur Köln-Arena und reihten uns auch gleich in eine Schlange wartender Menschen ein, um in die Halle zu kommen. Drin sind wir schnell noch mal wohin, haben uns etwas zu trinken besorgt und dann die Plätze gesucht. Wer die Köln-Arena kennt, weiß, dass diese sehr steil ist und da wir Karten für den Oberrang hatten, mussten wir auch ziemlich hoch hinauf. Unsere Plätze waren in der allerletzten und höchsten Reihe, aber wir hatten trotzdem einen tollen Blick von oben hinab genau geradeaus auf die Bühne.
Das Publikum war wie erwartet eher etwas älter, der Durchschnitt lag meiner Einschätzung nach so bei 40, wir mit unseren 35 und 38 Jahren passten natürlich wunderbar dort hinein. Teenies habe ich keine gesehen, aber durchaus junggebliebene Beatles-Fans so um die 50 oder noch etwas älter.
Das Vorprogramm begann ca. um 20:10 Uhr nicht mit einer regulären Vorgruppe, sondern mit einer Show mit kostümierten Figuren, die akrobatische Einlagen zeigten. Einige der Artisten agierten zwischen den Zuschauern des bestuhlten (!) Innenraumes. Nach ungefähr 20 Minuten erschien auf einer großen Leinwand zunächst nur der Schatten McCartneys, wie er seinen legendären Linkshänder-Bass in die Höhe reckte.
Der Vorhang fiel, die Leinwand wurde langsam in die Höhe gezogen, und dann ging es auch schon mit „Hello Goodbye“ (1967) los. Unterstützt wurde Paul von vier jungen Musikern: rechts von ihm Rusty Anderson (Gitarre), links vom ihm Brian Ray (Gitarre, Bass), hinter ihm etwas höher Abe Laboriel Jr. (Schlagzeug), und rechts davon Paul „Wix“ Wickens (Keyboard). Ein wenig schmunzeln musste ich, dass vier junge Musiker den großen Paul McCartney bei seinen Beatles-Klassikern unterstützen, da sie zu der Zeit bestimmt noch nicht auf der Welt waren.
Hinter der Band waren Leinwände unterschiedlicher Größe aufgestellt, die im Laufe des Konzertes gerade uns in den obersten Reihen sehr gelegen kamen. In einem Zeitungsbericht habe ich später gelesen, dass es etwa 20 Videowände waren. Neben Bildern von der Bühne wurden immer wieder Archivmaterial aus der Beatles- und Wings-Zeit, Ausschnitte aus Video-Clips oder abstrakte Farbenspiele gezeigt.
Als zweites Lied folgte fast übergangslos „Jet“ (1973) aus der Wings-Zeit. Nach der Begrüßung, die zum Teil auf Deutsch erfolgte und der Ankündigung „We have come here tonight to rock you“ (ein Versprechen, dass im Laufe des Konzertes nur zum Teil eingelöst wurde) ging es mit „All My Loving“ (1963) wieder zurück in die ganz frühe Beatles-Zeit.
Kurz ein Wort zur Set-List: Wie André, möchte ich Konzerte genießen und schreibe nicht jedes Lied mit. Internet und meiner Tages-Zeitung sei Dank, kann ich jedoch die Liedfolge wiedergeben. Allerdings reicht meine Erinnerung leider nicht aus, genau zu beschreiben, was bei welchem Lied passierte. Paul wechselte häufig die Instrumente, natürlich spielte er am häufigsten den Bass, aber auch Akustik-Gitarre und den Flügel, der etwas höher links vom Schlagzeug stand. Außerdem wurde zu einigen Songs ein E-Piano auf die Bühne geschoben, dessen Vorderseite fantasievoll bemalt war. Vielleicht erinnert sich noch jemand an das Konzert anlässlich des 50jährigen Thron-Jubiläums der Queen, dort hatte er auch schon auf einem solchen Piano gespielt.
Zurück zum Konzert: Es folgten „Getting Better“ (1967), das, wenn ich es richtig verstanden habe, bei dieser Tour zum ersten Mal live gespielt wurde, und „Let Me Roll It“ (1973). Danach gab es einen ganz großen Sprung in das Jahr 2001 zum letzten Studio-Album „Driving Rain“, aus dem zwei Songs folgten („Lonely Road“ und „Your Loving Flame“), wobei er „Your Loving Flame“ seiner jetzigen Frau Heather widmete. Im weiteren Verlauf des Konzertes folgten noch weitere drei Ehrungen, Ihr könnt Euch sicher denken, für wen.
Nach dem schon sehr schwungvollen Auftakt, bei dem das Publikum zwar schon kräftig jubelte, aber immer noch zum größten Teil sitzen blieb (außer einigen Zuschauern direkt vor der Bühne), schickte er seine Band erst einmal in eine längere Pause und spielte alleine weiter. Er fragte uns, ob wir ein Problem damit hätten, dass er mit uns alleine wäre, hatten wir natürlich nicht, er meinte, er auch nicht .
Es folgten tolle 20 Minuten, in denen Paul unplugged entweder nur mit Akustik-Gitarre oder auf dem Flügel spielend „Blackbird“ (1968), „Every Night“ (1970) und „We Can Work It Out“ (1965) darbot. Gerade dieses Lied kam mit seinen häufigen Wechseln nur mit Gitarre spielend besonders gut in dieser akustischen Form rüber, auch wenn er stimmlich etwas Probleme hatte.
Der Akustik-Teil ging mit einem Mini-Medley aus „You Never Give Me Your Money“ und „Carry That Weight” (beide 1969) am E-Piano weiter. Danach folgte ebenfalls am E-Piano „Fool On The Hill“ (1967), bei dem Paul vom Keyboarder begleitet wurde.
Während des Unplugged-Teils fiel mir auf einmal ein für die Köln-Arena sehr wichtiges Detail auf. Die so oft gescholtene Akustik war dieses Mal wirklich ganz sauber und fast glasklar. Ich habe dort schon Schlimmes erlebt und war auch vorher auf Schlimmes gefasst gewesen, aber wider Erwarten war alles bis in die letzte Reihe toll zu verstehen. Das gilt auch für alle Ansagen, die Paul zum Teil auf Deutsch sprach, allerdings von einem Teleprompter ablas. Übrigens sind auf dem Teleprompter auch die Songtexte mitgelaufen, dies war sogar einmal ganz kurz auf der Videowand zu erkennen .
Als nächstes kamen jetzt die Ehrungen für seine beiden verstorbenen Beatles-Kumpels. Für John Lennon, den er „meinen Freund“ nannte (irgendwie nahm ich ihm dies nicht so ganz ab) spielte er „Here Today“ (1982), ein Lied, das Paul kurz nach John’s Tod geschrieben hat und ihm auch widmete. Für den erst 2001 verstorbenen George Harrison spielte Paul danach das von George geschriebene „Something“ (1969) und begleitete sich selbst leicht swingend auf einer Ukulele, dem Lieblingsinstrument von George.
Auf Ringo wird auch ganz kurz eingegangen, denn Paul fragte „What about Ringo?“ und stimmte ganz kurz „We are live in a yellow submarine“ an, was das Publikum natürlich sofort mitsingt. Aber mit einer kurzen energischen Handbewegung von Paul war dieses Thema schnell beendet. Später habe ich gelesen, dass die Frage „What about Ringo?“ aus dem Publikum kam.
Es folgte „Eleanor Rigby“ (1966), bei dem der Keyboarder den Streicher-Teil übernahm. Auf der Video-Wand waren während des Songs Streicher zu sehen, man hatte fast den Eindruck, als säßen die Streicher irgendwo versteckt im Orchestergraben . Danach kam immer noch sehr akustisch „Here There And Everywhere“ (1966) mit dem Keyboarder am Akkordeon.
Quer durch die Zeiten wurde dann mit „I’ve Just Seen A Face“ (1965), „Calico Skies“ (1997) und „Two Of Us“ (1969) gegangen, gefolgt von dem viel umjubelten und von vielen sicher schon erwarteten „Michelle“ (1965), bei dem auf der Videowand Bilder aus Paris liefen.
Nachdem das Konzert bisher eigentlich gar nicht so rockig wie versprochen verlaufen war, geriet die Halle aber bei „Band On The Run“ (1973) allmählich ins Brodeln, um bei „Back In The USSR“ (1968) das erste Mal zu kochen. Viele Zuschauer im Innenraum und auf dem Unterrang standen jetzt das erste Mal auf und rockten kräftig mit, wir im Oberrang rockten jedoch immer noch sitzend. Paul ließ das Publikum mit „Let ‚Em In“ (1976) wieder in die Sessel zurückfallen und widmete „My Love“ (1973) seiner verstorbenen Frau und großen Liebe Linda. Wie schon bei den vorherigen Ehrungen lief auf den Videowänden passendes wunderschönes Archivmaterial, dieses Mal aus der Wings-Zeit.
Die Band-Mitglieder wurden von Paul während des Konzertes nach und nach vorgestellt und jeder durfte auch ein paar Worte sagen. Jetzt war der Keyboarder Paul „Wix“ Wickens an der Reihe, der uns eine Premiere ansagte: „She’s Leaving Home“ (1967) wurde während dieser Tournee das erste Mal live gespielt. Das habe ich genau verstanden, am Anfang bei „Getting Better“ bin ich nicht ganz sicher. Es folgten mit viel Dampf „Can’t Buy Me Love“ (1964), für alle Geburtstagskinder „Birthday“ (1968) sowie das James-Bond-Titellied aus dem gleichnamigen Film „Live And Let Die“ (1973). Die Zuschauer, die während des letzten Liedes wieder aufgestanden sind, wurden wieder zurück in die Sessel geschickt, diesmal mit „Let It Be“ (1970).
Vor dem nächsten Lied lud uns Paul zum Mitsingen ein, es folgte „Hey Jude“ (1968) und endlich endlich sind zwischen dem letzten „better better“ und dem ersten „Na, na na na na na na na na na na, hey Jude“ alle Zuschauer bis in den Oberrang hinauf aufgestanden. Die Band stoppte und Paul dirigierte minutenlang einen Chor aus 14.000 Zuschauern. Zwischendurch sollten nur die Männer singen, dann nur die Frauen (was wirklich etwas höher klang) und danach wieder alle zusammen. Die Halle stand Kopf, der Höhepunkt des Konzertes war erreicht.
Paul und seine Band verliessen die Bühne, das reguläre Konzert war vorüber. Aber jedem war klar, dass noch Zugaben folgen, es fehlte ja auch noch etwas. Das Publikum jubelte und klatschte und vertrieb sich die „Wartezeit“ spontan mit „Na, na na na na na na na na na na, hey Jude“ , und der größte Teil der Zuschauer blieb auch stehen. Paul (mit einer Deutschland-Fahne schwenkend) und seine Jungs kamen zurück und spielten spontan den letzten Teil von „Hey Jude“ noch einmal mit.
Als Zugaben folgten „The Long And Winding Road“ (1970) (Corrs-Fans kennen eine wunderschöne Cover-Version ), „Lady Madonna“ (1968) sowie „I Saw Her Standing There“ (1963). Danach wurde sich wieder verbeugt, verabschiedet und erneut die Bühne verlassen.
Die Band ließen auch das zweite Mal nicht lange auf sich warten und kam noch einmal zurück, um das noch fehlende „Yesterday“ (1965) zu spielen. Die Atmosphäre war wunderschön, die Zuschauer sehr textsicher und mit Wunderkerzen oder Feuerzeugen ausgestattet. Das endgültig letzte Lied und der Rausschmeißer war „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band Reprise/The End" (1967/1969). Eine Zeile daraus lautet „We hope you have enjoyed the show“.
Das hatten wir, als um 23:10 Uhr (!), also nach insgesamt drei Stunden das Hallenlicht anging und wir so langsam Richtung Ausgang gingen. Es war ein grandioses Paul McCartney-Konzert mit sehr sehr vielen Beatles-Klassikern, einigen Wings-Hits sowie wenigen Solo-Songs.
Um 1:00 Uhr lag ich glücklich schlummernd im Bett und träumte von „Na, na na na na na na na na na na, hey Jude“ .... .
(b.m.)
Der nun folgende zweite Bericht von Andreas über den späteren Hamburg-Gig soll bitte wie schon erwähnt als Ergänzung zum obigen betrachtet werden:
Paul McCartney – AOL Arena/Hamburg (21.05.2003)
Als wir nach längerer Autobahnfahrt mit 4 Personen im Alter zwischen 23 und 53 Jahren aus dem Elbtunnel herauskamen und in einen Stau gerieten, ahnten wir
noch nichts schlimmes. Wir wollten zu Sir Paul. Die AOL-Arena war nur noch eine Autobahnabfahrt entfernt, es war 18:30 Uhr, das
Konzert sollte erst 20:00 Uhr beginnen. Der Stau war fast zwangsläufig. Viele wollten zu Paul.
Als wir um 19:15 Uhr immer noch auf der Autobahn standen, immer noch hunderte Meter vor der Ausfahrt zur AOL-Arena, machte sich im Auto Galgenhumor breit. Getränke waren im Kofferraum, die Doppel-CD
"Back to the World" von Paul McCartney lag im CD-Wechsler des Autos. In 30 Minuten würden wir
beginnen, die erste CD von Beginn an zu hören, dann haben wir das Konzert ins Auto geholt. Vielleicht bekommen wir ja noch die Zugaben live im Stadion mit.
Um 19:30 Uhr fuhren wir plötzlich viel zügiger Richting AOL-Arena. Das Problem wurde uns kurze Zeit später klar. Direkt am Stadion winkte die Polizei die Autofahrer an den Parkplätzen vorbei, nicht
auf die Parkplätze. Dabei wollten wir doch alle zu Paul.
Als wir immer weiter Richtung Westen gewinkt wurden, platzte uns der Kragen. Nein, nach Büsum wollten wir nicht. Wir wollten doch zu Paul. An der
nächsten Kreuzung eine schnelle Kehrtwendung und auf der Gegenspur auf einen Firmenparkplatz gefahren, 3 Euro wollten die fürs Parken. Egal. Wir wollten zu
Paul, und wir waren eines der letzten Autos, das auf den Parkplatz passte. Standen ganz vorn. Wir spurteten sofort los Richtung AOL Arena.
Um 19:55 Uhr hatten wir es geschafft. Block 15, Westtribüne, 4. Reihe unten. Wir saßen in Höhe des gegnerischen Strafraums. im eigenen Strafraum war die
Bühne aufgebaut. Etwas weit die Entfernung, die vielen Videowände neben und über der Bühne gaben uns Hoffnung. Kaum angekommen, wurde der Beginn des
Konzerts um 15 Minuten nach hinten verlegt. Zu viele Paul-Anhänger standen noch vor den Parkplätzen, die Polizisten winkten immer noch Richtung
Büsum, ...
Um 20:20 Uhr ging es los mit der bunten Gaukler- und Künstlergruppe als Vorprogramm. Um 20:40 Uhr startete Sir Paul, ganz überraschend in das
Vorprogramm hinein, ohne weitere Pause. Alle Bratwurstholer verpassten "Hello Goodbye", den Auftakttitel.
Nach einigen rockigeren Titeln wie auch "Jet" zu Beginn, die im Stadion etwas übersteuert wirkten, wurde es ruhiger. Besonders gut war die
Akustik, als Paul allein auf der Bühne stand, mit Gitarre oder mit bunt verkleidetem Keyboard.
Und immer der deutsche Dialog mit dem Publikum. Manchmal vom Teleprompter abgelesen. manchmal aber ohne Netz und doppelten Boden. "I have to do it" sagte er einmal und dann "Hummel, Hummel". "Mors, Mors" schallte es aus 30.000 Kehlen zurück.
Nett auch die Geschichten über die Anfängeder Beatles in Hamburg, das Widmen einiger Lieder nicht nur an
John, George, Heather und Linda, sondern auch an einige alte Hamburger Freunde, die namentlich genannt wurden. Nett auch, dass Paul
die Auftrittsorte Anfang der 60er blitzschnell aufzählen konnte "Kaiserkeller, Große Freiheit, Star Club, ..". Und selbst die ihm im Publikum hochgehaltenen Plakate las Sir Paul, oder versuchte es zumindest, falls es in Deutsch war.
30.000 tobten dann, als mit "Can´t Buy Me Love" ein Klassiker kam, der zum Mitmachen animierte. Ab diesem Zeitpunkt standen alle, trotz
vollständiger
Bestuhlung auch im Innenraum. Das Programm steuerte von Höhepunkt zu Höhepunkt, manchmal Balladen, bei den tausende Feuerzeuge und Wunderkerzen im Stadion zu sehen waren und reihenweise einander
fremde Zuschauer "schunkelten" (jawohl, man kann zu Pop-Rock-Musik oder Beat-Musik schunkeln!!), manchmal Rocker zum
Mitbrüllen und Mitklatschen. Nur die Rocker waren von der Technik her etwas übersteuert, den Text musste man kennen. Langsame Titel oder gemäßigte Rocker
wie "Band on the Run" kamen selbst in diesem Stadion, das sich ja eher für Fußballspiele eignet, glasklar herüber.
Bei "Hey Jude" rief Paul zum Na-Na-Na-Na-Duell zwischen Boys and Girls auf - die Girls gewannen in Hamburg deutlich. Bei "Live and Let Die" gab es im wahrsten Sinne des Wortes ein Feuerwerk, Knallkörper wurden gezündet, als ob sie zum Titel gehörten.
Nach zwei Zugaben war es dann mit "Sergeant Pepper" zu Ende genangen. Zwei Stunden und fünfundddreißig Minuten mit immer sich weiter steigernder
Stimmung.
So relaxt habe ich zum Schluss noch kein Publikum gesehen. 23:15 Uhr. Leider war es nun vorbei. Wieder mit einem Feuerwerk, das sich unter das Stadiondach
erhob. Vielleicht für immer? Ob Sir Paul mit jetzt 60 noch einmal in seine Heimat zurückkommt? Heimat? Ja doch, als die Beatles nach der Hamburger Zeit nach Liverpool zurückkamen, wurden sie in Liverpool für eine Hamburger Band gehalten.
Am Ende brauchten wir 30 Minuten zu Fuß zum Parkplatz. Singende Autofahrer stiegen zu "Yooooouuuuu say goodbye, and Iiiiiii say hellooooooo, hellooooo, hellooooo" in ihr Auto - uy, das war ja sogar
ein Mercedes-S-Klasse-Fahrer. Um
Mitternacht waren wir auf der Autobahn. Zurück ging ja alles doppelt so schnell, am Stau vorbei auf die Autobahn und dann nach Hause. Nach diesem
Konzert war selbst unser Opel beschwingt und schaffte die Tour in der Hälfte der Zeit .. Um 3:00 Uhr fielen wir uns Bett, mit "Yooouuu say goodbye, and
Iiiii say hellooooooo" auf den Lippen ...
(a.h.)