Deep Purple (2003 - Wuhlheide, Berlin)

Von der der Bühne aus betrachtet!

- ein Backstage-Bericht

 

Eine Menge Leute verstehen mehr von Deep Purple als ich und einer dieser Experten - meine liebe Freundin aus Kopenhagen - kam extra nach Berlin, um sich gemeinsam mit mir das Konzert am 17.6. 2003 in der Wuhlheide anzusehen - und zwar aus einem nicht ganz alltäglichen Blickwinkel, nämlich dem Publikum gegenüber sitzend auf der Bühne.


Alles begann am späten Vormittag dieses Tages damit, dass wir unsere Tickets noch nicht hatten, und meiner Freundin, einem Fan schon länger als ich denken kann,
die dankbare Aufgabe zufiel, Mr. Ian Gillan in seinem Hotelzimmer in Berlin anzurufen und zu fragen, wo wir unsere Karten abholen sollten.

 

Am Haupteingang zum Konzertgelände wollte er sie hinterlegen lassen, entschied Ian, und so begaben wir uns nachmittags einmal quer durch Berlin zur Wuhlheide nur um dort festzustellen, dass unsere Namen nicht auf Ians Gästeliste auftauchten. Wieder musste meine Freundin ran, diesmal, um Ians Handy anzurufen, dessen Nummer er ihr für eventuelle Schwierigkeiten gegeben hatte, und ihn um Hilfe zu bitten.


Das Ganze war ihr furchtbar peinlich, besonders, da sie ihn ein zweites Mal anrufen musste, ehe wir und ein Manager dahinter kamen, dass unsere Namen zwar auf
der Liste standen, aber völlig falsch geschrieben.


Ians zweite Rücksprache brachte uns aber endlich die ersehnten VIP-Tickets und den Eintritt aufs Konzertgelände. Geradewegs an den Zuschauerrängen vorbei, ging es nun hinter die Bühne, wo wir uns selbst überlassen nach Herzenslust die Arbeit der vielen Helfer beobachten konnten, die so ein großes Konzert erst möglich machen.


Während wir bei Selter und Bier in der Sonne saßen, fuhr der erste Bus vor und ein kleiner Pulk von Fotografen wurde plötzlich munter und stürzte sich auf die Ankömmlinge, kaum dass sie aus dem Bus gestiegen waren.


"Lynyrd Skynyrd" erklärte meine Freundin mir und goss sich ein neues Glas Selter ein, während die Band nach einigen Minuten höflicher Geduld in der Garderobe verschwand.


Für jemanden, der Konzerte sonst nur aus dem Publikum kennt, ist jede Kleinigkeit hochspannend, die sich um die Bühne herum und dahinter abspielt, und
so merkte ich nur plötzlich, dass das Vorprogramm begonnen hatte.

 

Lynyrd Skynyrd waren auf der Bühne und die Stimmung stieg.


Meine Freundin wollte auf die Ankunft von Deep Purple warten. Deshalb blieb ich mit ihr sitzen, lauschte der Band, die ich nicht sehen konnte, und beobachtete
die Roadcrew und das Publikum. Wann hat man bei einem Rockkonzert schonmal einen ungehinderten Blick auf die Menge, während man selbst zurückgelehnt auf einer Bank lümmelt?


Irgendwann fuhr dann der zweite Bus mit Deep Purple an Bord ein, aber da alle Musiker ohne Umschweife im Garderobentrakt Marke Baucontainer verschwanden,
entschieden wir, uns das restliche Konzert von Lynyrd Skynyrd anzusehen.

 

Wir fanden einen Platz am Rand der Bühne, wo schon Beleuchter, Soundtechniker und Kabelträger saßen, die gerade nichts zu tun hatten.

 

Die Sicht auf die Bühne war alles andere als optimal, aber die Gesellschaft war spannend, besonders als
meine Freundin mich antippte und auf ein Mädchen neben uns deutete: "Ich glaube, das ist die Tochter von Roger Glover".


Sobald sich das Konzert von Lynyrd Skynyrd dem Ende zuneigte, stieg der Stresspegel rund um die Bühne enorm und da wir überall im Weg standen, wollten wir an unseren alten Platz zurück gehen. Dazu mussten wir an dem Flur vorbei, an dem ein mit Filzstift beschriebener A5-Zettel alle darauf hinwies "Deep Purple dressing room" und aus der geöffneten Tür schoss plötzlich Ian Gillan direkt auf uns zu.


Er strahlte uns an, wechselte ein paar Worte mit meiner Freundin, sagte mir "hello, nice to have you here", Umarmung, Küsschen...


Plötzlich bat meine Freundin ihn um einen guten Platz am Bühnenrand für sich und einen Stuhl für mich, da das ständige Stehen anstrengend für eine Person von der Größe und dem Gewicht eines Flohs sei.

 

Er versprach, das mit der Managerin zu klären und tatsächlich las uns ein paar Minuten später eine junge Frau auf und brachte uns zu einem freien Stehplatz direkt neben der Bühne und einem Stuhl darauf. Da saß ich nun mit dem Gefühl, dass alle im Publikum mich sehen müssten (hoffentlich ein Trugschluss!) und war froh, als die Lichter ansprangen und die ersten Gitarrenklänge einsetzten.


Mit meinem Wissen über Deep Purple kann ich nicht einmal sagen, welche Songs sie spielten, aber ich weiß ganz genau, was sich versteckt vor dem Publikum hinter Iain Paices Schlagzeug abspielt, und was Ian Gillan tut, wenn er hinter den Bühnenaufbauten verschwindet. Und ich weiß, dass die Crew von Lynyrd Skynyrd noch mit einpacken beschäftigt war, als Deep Purple schon ihr halbes Konzert gegeben hatten.


Ian warf uns ab und zu fragende Blicke zu: "Thumbs up?" und einmal kam Roger mitten im Lied zu uns, küsste seine Tochter und begrüßte uns. Er sprach ein paar Minuten mit uns und war einfach nur total sympatisch. Es war toll!


Die Blicke auf die Leute unten in der Menge zeigte mir, dass der Funke von der Band nur auf die ersten drei oder vier Reihen übergesprungen war, aber unserer
Stimmung tat das keinen Abbruch. Viel zu schnell war das Konzert vorbei und in der Hoffnung auf ein paar Worte mit der Band gingen wir wieder hinter die Bühne.


Dort erschienen kurze Zeit nach dem Konzert die Fans, die After Show Tickets hatten, um beiden Bands kurz die Hände zu schütteln, sich Autogramme geben oder
sich mit ihrem Star fotografieren zu lassen. Zuerst fühlten wir uns etwas verloren; zwischen uns, den anderen Fans und den Bands stand eine ganze Reihe
ziemlich großer Männer vom Sicherheitsdienst. Aber nachdem sich der erste Ansturm auf Deep Purple gelegt hatte, kam einer nach dem anderen zu meiner
Freundin, unterhielt sich mit ihr und drückte sie ausgiebig, bis die Band vom Tour-Manager in den Bus und wir vom Sicherheitspersonal vom Konzertgelände
gescheucht wurden.

 

(s.b.)

 

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