Sarah McLachlan & Band
Es darf auch mal geschwärmt werden - VERDAMMT!
Ein musikalischer Traum ging im Jahre 2004 in Erfüllung – ich kann nun eine Künstlerin von meiner Liste der „lang-ersehnten Auftritte für Europa“ streichen: Sarah McLachlan hat endlich den Weg über den Teich zu uns gefunden.
Selten war ich so gespannt auf einen Auftritt eines Künstlers jenseits des Atlantiks, wie hier bei Sarah McLachlan. Bekannt waren mir die wunderschöne Mirrorball-DVD und seit kurzen auch die bewegende VH-1-Storytellers-Pressung, doch die Frau samt ihrer fantastischen Band nun endlich einmal live (im gleichen Raum und nur wenige Meter voneinander entfernt!) zu erleben, war eine seelische Genugtuung!
Den Morgen mit Sarahs kleinen zweijährigen Tochter und ihrem Ehemann Ashwin Sood (drums) mit Sight-seeing im, nach ihrer persönlichen Bekundung, wunderschönen Hamburg verbringend, präsentierte sie sich am Abend in brillianter Stimmung. Überrascht von der fast überkochenden Atmosphäre im ausverkauften Saal 1 des CCH, spielte sich die Band in einen freudigen Rausch.
Sarah nahm sich ähnlich dem Storytellers-Beispiel oft sehr viel Zeit und fand vor nicht wenigen Songs ein paar ausführliche und erklärende Worte für deren Schaffungsprozess. Sie nahm sich die Zeit, während der nicht enden wollenden Beifallsstürme, den Fans in der ersten Reihe (während!) des Konzertes Autogramme zu geben und lächelte in die Digicams der Mädchen, die sich aus den hinteren Reihen zur Bühne aufmachten, um ein paar Schnappschüsse ihrer Lieblinge zu schießen – keinen Security Mann interessierte es, die Band erfreute es ! Warum nicht immer so, liebe Veranstalter?
Aber zurück zur Musik:
Die ersten Songs waren gleich die neuen Fallen und World On Fire (die aktuelle Single mit dem beispielhaften Guter-Zweck-Videoclip, Preis : 15 Dollar). Die Band, die zuvor auch für den weiblichen australischen Supporting-Act, in Akustik-Art supportete (habe ich auch selten gesehen!), war nebst einer neuen Background-Sängerin und eines neuen Co-Keyboarders und Backgroundsängers komplett anwesend und in bester Spiellaune.
Das harmonische Bühnendesign und die Beleuchtung (und das muss auch mal erwähnt werden) waren perfekt auf die Songs abgestimmt – warme, rot-braune Töne, die sich um ein paar errichtete graue Säulen legten, blau-grüne Lichtregen, die auf die im Dunklen verborgenen Musiker herabwirkten und all das in feinster Symbiose mit der sehr variierenden Musik.
Possession eine Überraschung. Allein und sanft am Flügel startend wie bei Storytellers, kräftig, und mit plötzlich auftauchender Band folgend wie bei Mirrorball. Ice Cream wie erwartet zum beschwingten Mitsingen anregend, Silence leider etwas zu sehr auf den europäischen Dancemarkt abgestimmt, Angel
wiederum solo am Flügel einfach traumhaft und ergreifend bis ins letzte Mark als letzte Zugabe. Der Sound perfekt, der Ton jedoch etwas zu leise.
100 Minuten die wie im Fluge vergingen. 100 Minuten die Sarah und ihre Band genossen, überrascht von den höchst unerwarteten, enthusiastischen Reaktionen des europäischen Publikums: „Warum bin ich nicht viel früher hier her gekommen ?!“, fragte sie sich wohl und winkte nach den minutenlangen Ovationen immer wieder lachend mit der Hand ab und drehte sich achselzuckend zu ihrer Band, die scheinbar auch nicht so richtig wusste, was denn da in Europa abgehe.
Traten U2 etwa irgendwo im Saal mit auf, war Springsteen im Publikum anwesend, oder trat Bush von seiner Kandidatur zurück ?! Nein, es spielte lediglich eine erstklassige Band aus Kanada da vorne auf der Bühne; eine fantastische Musik voller Fantasie, Anmutung, Liebe, Wärme, Charme und weiteren herrlichen Empfindungen, die es in dieser Welt noch so geben mag.
Man konnte gar nicht anders, als innerlich auszubrechen und Sarah zu danken, zu danken für die Erkenntnis, dass es da draußen doch noch Musik gibt, die bewegen kann, dem Leben einen Sinn geben und das Schöne und Gute in jedem von uns zu wecken vermag – Poesie pur, ein Schlaraffenland der Gefühle!
Schwärm-Modus aber mal sowas von auf 'ON'!
Richtig schön anzusehen war, wie Sarah vor ihrer ersten Zugabe tänzelnd langsam von der Bühne schwebte und - fühlbar eins mit ihrer Welt - diesen Abend spürbar auskostete. Ich selbst fand mich in ihrer freudigen Bewegung wieder.
McLachlan ist neben Springsteen, Nova, Zelmani, R. Adams und Cara Dillon ein weiteres Sinnbild für mich geworden, warum ich Musik halt so liebe. Hach, ich bin schon ein sensibles ,weichgekochtes Ei!
Zu zwei Zugabenblöcken konnten wir sie mit unserem Applaus bewegen.Viel zu schnell, der Abend dennoch verging.
Sarah & Band schaffen es unter die Top 10 meiner - alle möglichen Kriterien eines Konzertes umfassenden - All-Time-Liste und auf den ersten Platz in meinem Herzen !
(a.j.)