Heather Nova (Laeiszhalle – kleiner Saal, Hamburg am 7. März 2025)

Midori Jaeger & Heather Nova Midori Jaeger & Heather Nova

 

Dem Ambiente angemessen angenehm reduziert!

 

Mittlerweile wird es schwierig für mich die Konzerte von Heather Nova, denen ich die letzten knapp 25 Jahre beiwohnen durfte, aufzuzählen. Den Anfang nahm es definitiv 2001 im CCH (Hamburg). Ein Bekannter meinte damals, ich solle sie mir mal ansehen. Ich weiß noch, wie ergriffen ich vor der Bühne stand. Nova spielte damals mit ihrer kompletten Band. Rockige Parts (Sugar!!!) umrahmten einen akustischen Mittelteil. Nova verhalf damals dem schlichten Messe-Raum mit ihrer Stimme und Präsenz zu Glanz und nahm ihn ein. Das hatte ich in dieser Art von anderen Künstlern noch nicht gesehen und gespürt. Seitdem bin ich der „Sirene von den Bermudas“ hörig  - um auch mal dieses von den Medien viel zitierte, mittlerweile aber recht inflationäre Bild zu verwenden.

 

Dieses Mal sollte es komplett reduziert sein. Neben einem kleinen Piano stand da auf der Bühne noch ein kleines Drum-Set, eine akustische Gitarre sowie ein Cello. Der kleine Saal der Laeiszhalle mit Sitzplätzen in der Mitte, am Rand und auch auf der Empore war um die Bühne herum mit Holz ausgekleidet, die hintere Wand war sogar wellenartig geschwungen; dass das Einfluss auf die Akustik haben sollte, durften wir später tatsächlich mit den Ohren genüsslich erfahren…

 

„Macht es Euch in diesem tollen Raum genauso Freude zu lauschen, wie es uns Spaß macht, hier zu spielen?“.

 

Eingeleitet wurde der Abend mit dem Liedermacher Timo Scharf. Für ihn, als Wahl-Hamburger, war es eine Ehre und zugleich spürbare Bürde, vor seinem Heimat-Publikum – und dann noch in diesem Ambiente - aufzutreten. Als ehemaliger Punk-Musiker war es bemerkenswert, wie er mit klarer, feiner Stimme und gekonntem, akustischem Gitarrenspiel (mit mehr als drei Akkorden!) zu verzücken wusste; das Timing und die Pausen waren auf höchstem Niveau. Die selbst ausgesprochene Nervosität war ihm zwar anzusehen aber in der Darbietung keineswegs störend – sie half vielmehr dabei, dem Ganzen Authentizität zu verleihen. „Früher, als Punker wurde man nicht beachtet. Jeder sprang vor der Bühne zugedröhnt herum und schenkte der Band keinerlei Beachtung; jetzt beobachten mich alle ganz genau – das ist sehr ungewohnt!“.

 

Der Saal feierte ihn. Guter Mann! Reinhören!

 

Heather betrat pünktlich um 21 Uhr die Bühne; ihr Roadie setzte ihr fachmännisch die Gitarre um ihr khakibraunes Kleid. Die Fotografen wuselten am Seitenrand für das beste Foto wild herum. Sie begann bedächtig zu spielen und zu singen, als ob sie ihr Lampenfieber (von dem sie in einem Interview mal sprach) erst einmal abschütteln musste. Danach erst begrüßte sie unter Applaus lächelnd ihr Publikum.

 

Gemeinsam mit Midori Jaeger (nur hier und da kurz unterbrochen von ein wenig Begleitung an den Drums durch ihren Roadie und Tour-Manager) gestalte sie ab diesem Moment den fast zweistündigen Abend in einer dem Ambiente angemessenen audio-visuellen Reduktion ihres musikalischen Werks.

 

Es sei erst ihr zweiter Abend gewesen (davor war Osnabrück auf der Roadmap), insofern bekamen wir ein „sehr frisches Set“ geboten, meinte Heather noch am Anfang. Es wirkte jedoch alles schon sehr eingespielt und durchaus stimmig!

 

Das Cello als Begleit-Instrument wird ja von vielen Fans bei einigen von Heathers Stücken fast wie eine Symbiose zu ihrer Musik angesehen; untrennbar, fast schon als wäre das Instrument nur für ihr Schaffen entworfen. Einigen Fans dürften noch die Anfänge mit Nadia Lanman, ihrer langjährigen Cellistin in den Neunzigern, im Gedächtnis sein. Der Multi-Instrumentalist Arnulf Lindner war zwischenzeitlich auch im Einsatz.

 

Jaeger hat es nun noch weiter ausgebaut, dabei nahezu jeden Song auf unterschiedlichste Weise (auch mal als Gitarren-Ersatz, Rhythmus-Geber oder als Bass) einen Stempel aufgedrückt. Dazu begleitete sie Heather auch mal kurz am Piano und durchgehend mit einer schönen Begleitstimme im Background. Wieder mal eine wirklich gute Wahl von Heather!

 

Es wurden viele Songs des neuen Albums „Breath And Air“ gespielt. Der Fan durfte sich aber auch an alten Stücken wie Walk This World, Not Only Human, Like Lovers Do, oder Island im reduzierten Arrangement erfreuen (mir persönlich fehlte noch Winter Blue in dieser Reihe; aber das bekam ich ja 2003 geliefert).

 

Bei zwei Songs (einer davon das neue Hey Poseidon und der andere meine ich Not Only Human) gab es sogar eine mit Drumbeats überleitende Brücke.

 

Zu dem Springsteen-Klassiker I´m On Fire berichtete sie von einer Anekdote in Köln, wo sie zum ersten Mal den Song coverte und sich über die Buuuh-Rufe im Publikum wunderte. Wie sich später im Backstage-Bereich herausstellte, war es aber nur der als Anerkennung gedachte Bruuuuce-Ruf. Heather erinnerte zudem ihre Anfänge in Hamburg, damals noch vor wenigen Leuten im Knust.

 

Überhaupt war sie sehr redselig, sinnierend und dabei persönlich und nahbar. Ob es Geschichten aus ihrer Heimat waren (so beschrieb sie zum Beispiel die Mischung aus Konstanz im seit Jahrzehnten täglichen Bild der morgens in den Hafen einlaufenden Fischerboote vor ihrem Haus - und der Kontinuität des Lebens am Beispiel ihres heranwachsenden Sohnes).

 

Zu Ghost In My Room erzählt sie von Beziehungen, die über die Entfernung stattfinden oder auch beendet sind und vertraute Gefühle oder Berührungen, die als "Geist" zurück bleiben.

 

Bei London Rain durfte eine junge Frau namens Petra aus dem Publikum ganz nah mit auf die Bühne (sehr gekonnt!) mitsingen und bekam für Mut und Darbietung Applaus. Heather bedankte sich auch bei ihr; noch mit der scherzhaften Anmerkung, dass man ja vorab nie wisse, wen man da so auf die Bühne einlade.

 

Am Ende des Sets spielte sie Doubled Up, dann ging das Licht im Saal an; einige Leute bewegten sich schon zum Ausgang. Unter tosendem Applaus kamen die Musiker natürlich wieder zurück auf die Bühne und spielten noch ein paar Stücke; dabei als letzten Song I Wanna Be Your Light, bei dem nun auch im Takt ein wenig mitgeklatscht wurde.

 

Bei der Band-Vorstellung bekam Cellistin Jaeger gefühlt den größten und wirklich verdienten Applaus. Es ging ihr auch sichtlich nah und mir selbst entwich auch eine kleine Freudenträne - und die Gänsehaut war wieder da.

 

Am Ende bekam Heather samt Band stehende Ovationen. Sie winkte nochmal verabschiedend ins Publikum und sagte "Bis bald!".

 

Danach blieb das Licht im Saal wirklich an.

 

 

Ich habe nun einige Konzerte von Heather gesehen, in den verschiedensten Arrangements (ich verlinke unten ältere Berichte von mir). Es fühlt sich mittlerweile an, als wenn man gemeinsam - aber voneinander entfernt - reift, altert und sich dann im Leben immer mal wieder trifft. Wie eine gute, alte Bekannte, nein, Verwandte erscheint mir Heather Nova mittlerweile.

 

2003 hatte ich sie in der Laeiszhalle noch mit ihrem Baby-Bauch live erleben dürfen; nun ist ihr Sohn 21 Jahre alt und sie selbst Ende 50. Die Zeit verfliegt, die Gezeiten sind im ständigen Wechsel, das Leben strömt im Fluss und wir sind alle miteinander verbunden; auch über den großen Teich.

 

Bis zum nächsten Mal, Heather...

 

Den kleinen Saal mit dieser tollen Akustik würde ich übrigens gerne mein Eigen nennen und mir dann ganz viele Bands für akustische Arrangements einladen. Elon Musk investiert da sein Geld irgendwie falsch!

 

Setlist (ohne Gewähr!):

 

https://www.setlist.fm/setlist/heather-nova/2025/laeiszhalle-hamburg-germany-435b67bf.html

 

Wunderschöne Bilder vom Abend gibt es hier zu bestaunen:

 

https://www.heathernova.de/2025/03/14/7253/

 

Dieses und auch andere Konzerte kann man als Live Recordings käuflich bei Heather Nova erwerben:

 

https://heathernova.e-junkie.com/

 

(a.j.)

 

 

Ein paar ältere Berichte:

 

Grünspan, Hamburg, 2017
https://www.lonereviewer.eu/konzertberichte/m-r/nova-heather-2017/

 

Laeiszhalle, Hamburg – großer Saal (2003) & CCH, Hamburg (2001) & Traumfabrik, Kiel (2002)
https://www.lonereviewer.de/Konzertberichte/Heather_Nova/heather_nova.html

 

Link zu Timo Scharf: https://www.timoscharf.de/

 

Link zu Heather Nova: https://www.heathernova.com/

 

Link zu Midori Jaeger: https://midorijaeger.bandcamp.com/

 

Link zum deutschen Heather Nova-Fan-Portal: www.heathernova.de

 

 

Ward Ihr auch bei dem Konzert? Dann lasst uns gerne Eure Eindrücke wissen und schreibt etwas im Kommentar-Bereich - wir würden uns freuen!

 

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