The Cure
Das „Einweihungs-Konzert“ für die damals neue Color Line Arena in Hamburg am 9.11.2002
Der Einweihungs-Wave!
Prolog vom 8. November 2024: Fast auf den Tag genau 22 Jahre ist es nun her, als The Cure die neue Mehrzweck-Arena mit dem damaligen Namen Color Line Arena als offiziell erste Konzert-Band einweihte.
Einen Tag zuvor gab es zwar noch so eine Einweihungsparty mit geladenen Gästen und verschiedensten kleinen Aufritten. Das zählt aber nicht!
Als Barcleys Arena erhielt die damals modernste Mehrzweckhalle Europas kürzlich etwas Ruhm, als Linkin Park nun in 2024 für ihre Wiedergeburt eben jene Arena für eines ihrer wenigen weltweiten Konzerte erwählte. Der Ausverkauf war eine Sache von Sekunden - auch ich hatte Pech. Mit The Cure 22 Jahre zuvor hatte ich jedenfalls Glück.
Hier - auch anlässlich des brandneuen The Cure-Albums "Songs Of A Lost World" - mal als kleine Rückschau ein kurzer Eindruck von damals:
Idealer Musik-Auftakt für die Color Line Arena - ein rundum mystischer Abend !
Nicht nur die Akustik an diesem Abend in der erst am Vortag festlich eingeweihten, angeblich europaweit modernsten, durchaus schicken und längst von Hamburgern gewünschten „Color Line“-Arena war atemberaubend. The Cure erwiesen sich als die richtige Wahl für einen guten Einstand der hochgepriesenen Multifunktionshalle Hamburgs. Man musste sicher auch nicht lang nach Bands suchen, die diese Aufgabe übernehmen mochten.
Bekannte Bands wie The Cure suchten nun nicht mehr den Umweg in die bis dato größere Ostsee-Halle in Kiel. Die Metropole an der Elbe war nun wirklich langsam ihrem Namen gerecht geworden. Gar peinlich war es tatsächlich den Einheimischen (mir auch!) all die Jahrzehnte die Sporthalle (der Name ist Programm) in Alsterdorf als größte Halle Hamburgs zu benennen.
Die offiziell erste Band bot ein grandioses Drei (!)-Stunden-Konzert, was die perfekte Einstimmung auf die nun folgenden musikalischen Highlights gegeben hat.
Laut der dpa-Meldung noch in derselben Nacht genossen an die 7 bis 8 Tausend Fans (nach meiner Schätzung waren es eher 10.000) die neue Kultstätte Hamburgs und bekamen eine spielfreudige und berufene Band zu Gesicht bzw. zu Gehör.
Die, man könnte sie so beschreiben, „Generalprobe“ für die kommenden DVD-Recording-Sessions in Berlin und Belgien (Songs von drei Alben waren dafür auf der Setlist vorgesehen und bereits durchgeplant) bot alles was sich das schwarz-rosafarbene The Cure-Herz nur wünschen konnte.
Von den alten Klassikern über ausgeschmückte psychedelische Popmythen bis hin zu den an diesem Abend frenetisch gefeierten eher mainstream angelegten, radiotauglichen Songs wie etwa „Boys don’t cry“ oder „Friday, I’m in love“ wurde alles dargeboten, was die Vielfalt dieser Band wiedergab - nur „Lullaby“ fehlte mir persönlich.
Es hatte übrigens den Anschein, als hätte man drei Zugaben - erfüllt von abwechslungsreichem Liedgut - dargeboten bekommen. Jedoch war es in Wirklichkeit ein komplettes dreistündiges Non-Stop-Konzert mit ein paar kleinen Verschnaufpausen.
Jedenfalls ließen sich die Jungs nichts anmerken, was darauf hätte schließen können, dass das Konzert nun langsam dem Ende entgegen gehen sollte (lediglich der eigene Blick auf die Uhr gab einem eventuell dieses Gefühl).
Die Gruppe verschwand einfach kurz abschiedslos von der Bühne, um ein paar Minuten später erneut erfrischt für eine weitere 20minütige Session herauszukommen - und das wie gesagt insgesamt drei Mal. Selbst nachdem man - wie eigentlich gewohnt bei einer „Zugabe“ - die ganzen Highlights performt bekam, und man eigentlich hätte denken müssen, dass es das nun wohl endgültig war, wurde man erneut eines Besseren belehrt.
Die fünf Jungs genossen den Auftritt sichtbar. Bekräftigt wurde diese spekulierte Wahrnehmung durch die beflügelnden Worte Robert Smith’s „we feel privileged to play in Hamburg today!“.
Visuell wurden sie dabei unterstützt von drei sich im Hintergrund befindlichen Leinwänden auf denen u.a. ein riesiger roter Kuss-Mund, die Cover-Rose von „Bloodflowers“ oder auch mal ein paar schwarz-weiße Kriegsbilder projeziert wurden.
Desweiteren gab es ein paar Lighter in eher dunkel gehaltenen Farben, u.a. Purpur, Grün und Blau.
Besonders gefielen mir, als Neuling in Sachen The Cure, die langatmigen Intros vieler Songs. Mystik erfüllte die neue Stätte.
The Cure haben sich für immer in alle noch so verwinkelten Ecken der Arena festgebrannt. Jeder Ton saß und der Sound fesselte einen bis aufs Mark
Da ich nur die Alben kannte, war ich umso erstaunter wie rockig The Cure eigentlich live rüberkommen.
Vergleiche zu stellen, wäre eine Beleidigung für diese immerhin 25 Jahre bühnenerfahrene Gruppe, trotzdem schossen mir solche zu Radiohead, Depeche Mode und natürlich Paradise Lost in den Kopf, nur um in etwa eventuelle Parallelen zu finden.
Die Halle selbst war (bis auf den Oberrang) gefüllt. Vermutlich wollte man es langsam angehen lassen und erstmal die Statik prüfen.
Beweis für diese Hypothese waren u.a. auch die leichte Unsicherheit und scheinbare Überfordertheit der Securities. Gäste im Innenraum (der übrigens teurer war als der untere Sitzplatz-Rang) mussten andauernd von den seitlichen Eishockeybanden, auf denen sie saßen, herunter gescheucht werden, Raucher mussten peinlichst belehrt werden doch ja ihre Kippen richtig auszumachen, um den neuen Thermoboden nicht zu beschädigen.
Außerdem fiel negativ ins Auge, dass die Aufgänge vom Innenraum nach oben zu den Sanitäranlagen und Esständen durch die Bande versperrt wurden, und jeder Fan sich von vorne bis ganz nach hinten in der Arena durchkämpfen musste (Rückweg exklusive!).
Da ich direkt an solch einer versperrenden Bande lehnte, durfte ich immer wieder Zeuge werden, wie die anfangs erfreuten Blicke der Menschen mit einer Notdurft (da man nun endlich den von weit gesichteten und angepeilten Aufgang erreicht hatte), sich in ungläubiges Augenrollen verwandelten, sobald man die Absperrung vernahm und noch den ganzen restlichen Weg vor sich sah.
Ansonsten gefällt mir die neue Halle sehr gut. Bis auf die unzähligen Fressmeilen gibt es bis jetzt nichts was ich hätte besser machen wollen. Von nahezu jedem Platz hat man einen guten Blick auf die Bühne, die Akustik war (im Innenraum jedenfalls!) top und das Gesamtbild der Arena ließ ein wenig Stolz in mein Hamburgisches Herz aufkommen. Endlich hat Hamburg wieder den Titel eines Medienstandorts zurückerobert - ich freue mich schon auf die nächsten großen Namen in Hamburg, dem wieder zum Leben erweckten Tor zu Welt!
Noch ein paar Worte zum Publikum:
Wie erwartet lief der Großteil in Gruftie-Outfit herum, d.h. schwarze mit Haarspray benetzte, in die Luft gewirbelte Haare, schwarzes Outfit und kreideweiße Haut. Andere wiederum kamen in T-Shirt-Schlabberlook mit abgewetzten Leggins und kaputten Tretern.
Jedenfalls ging alles friedlich und gelassen von statten (warum sollte es auch anders sein ?!) - man kam vereint zusammen, um ein brilliantes Konzert zu erleben.
Es gab sogar Momente, da geriet die neue Arena selbst als bloßer Nebengedanke zu verfallen, so stark stachen The Cure an dem Abend heraus!
Am Ausgang schnell noch den zuvor eingezogenen Fotoappart* abgeholt (wie gerne hätte ich es bildlich dokumentiert) und bei den ausländischen Merchandise-Verkäufern ein rot-weißes The Cure-Fanshirt (Made in Italy) für 15 Euro gekauft, stieg ich erheitert in meinen Wagen und fuhr überaus begeistert nach Hause.
Robert Smith hat sich übrigens in etwa mit den Worten verabschiedet „see you next year!“ - vielleicht spielen sie dann ja auch „Lullaby“ für mich.
(a.j.)
* P.S.: Den aufgezwungenen Euro bei der Security für meinen Fotoapparat habe ich "im Nachhinein" (ich war anfangs ganz schön frustig) doch gerne berappt, das Konzert
war´s wert. Die Bilder jedenfalls habe ich für immer in meinem Kopf gespeichert ;)