"Stimmungslage irgendwo zwischen Party & Politik!"

*** Eher eine Randnotiz als ein Konzertbericht ***

Bestes Wetter (diesmal kein Weltuntergang), gehobene Stimmung - gelungene Bandauswahl, ein gutes Händchen bei der Running Order.

Bands und Fans fast immer im Einklang.

In ihren Augen wohl "gut gemeinte", direkte politische Ansprachen und Wahlempfehlungen einiger Akteure auf der Bühne (Versengold, die ich musikalisch sehr schätze!) wirkten jedoch leider polarisierend und sorgten ganz sicher für noch mehr Spaltung, die meinem persönlichen Empfinden nach für das wieder Zusammenwachsenwollen unserer gebeutelten Gesellschaft so unnötig konträr wirken.

Auf einem eigentlich eher neutralen, alle Menschen verbinden-wollenden Musik-Festival - wo das gemeinsame Feiern so wunderbar verbrüdern und verschwestern kann, wirkt es für mich irgendwie fehlplatziert, wenn Andersdenkende diffamiert werden.

Es gibt politisch gefärbte Festivals, wo diese kastige Positionierung eher Anklang findet oder meinetwegen Festivals - wie Wacken - mit mehreren Bühnen, auf denen man notfalls auch mal woanders hingehen kann, wenn einem das Dargebotene nicht gefällt oder man mit seiner Meinung von der Band vor ihrer Bühne nicht erwünscht ist. Es gab beim BOA mit nur einer großen Hauptbühne und dem linearen Ablauf nicht wenige Besucher, die sich sicherlich auf Versengold gefreut haben, die dann aber das Infield tatsächlich verließen.

Es ist eine Sache, wenn man als Veranstalter Bands auslädt, die nicht ins Bild passen; aber eine andere, wenn Besucher von der Bühne aus beschimpft werden. Ganz unabhängig von politischen Ansichten geht da bei mir persönlich immer die Hutschnur hoch; wenn Lager gebildet und Minderheiten ausgebootet werden! Da ist kein Versuch des Zusammenfindens oder mindestens miteinander Auskommens. Es bleibt ein "Wir" und "Die"!

Das hatten wir doch alles schon einmal Anfang der 2020er und es hat uns als Menschen kein Stück weiter gebracht! Wann gesunden wir als Gesellschaft da endlich mal..?

Als liberal denkender und fühlender, Meinungen und Andersartigkeit akzeptierender, insgesamt toleranter Mensch (ich fühle mich keiner politischen Seite, erst recht keiner Partei fest zugehörig; wenn, dann war ich für in Schubladen Denkende wohl immer eher "links" einzuordnen gewesen; Schubladen finde ich aber generell blöd, da es im Leben immer irgendwo Schnittmengen gibt) bin ich dafür, dass man - trotz unterschiedlicher Ansichten und Meinungen, die es in einer Gesellschaft nun einmal gibt - wieder mehr aufeinander zugeht, statt weiterhin Mauern zu bauen und nur in Schwarz und Weiß zu denken!

Wo ist das Versöhnliche?!

Jetzt mal rein von der Meta-Ebene aus betrachtet - weg vom Bundestag oder Demos (egal von welcher Seite):

Musik hat - vielleicht als letztes Mittel - das wundervolle Potenzial, zerstörte Brücken wieder aufzubauen! Wo sind die Songs, wo es kein "wir" und "die" mehr gibt?! Wie wäre es denn mal in der Szene mit Schunkelliedern, die alle Seiten integrieren - gerne auch mit Humor verbaut, der jedem mal einen Spiegel vorhält, das selbstreflektierte Denken wieder anregt... das hätte Wert, das hätte verbindende Kraft! Knorkator ("Sieg der Vernunft") machen das mitunter schon ganz gut!

Redet und singt wieder mehr miteinander statt übereinander, trinkt, lacht, macht wieder mehr Liebe und wachst als Menschheit verdammt nochmal endlich zusammen!!!

... und ich spreche an dieser Stelle jetzt mal alle Seiten an, die sich immer verbal klöppeln (links, rechts, oben, unten, grün, blau, rosa etc.)!! Kommt mal klar da! :)

Wer weiterhin spalten will, kann gerne ins Wikinger-Dorf vom BOA gehen und sich dort mit der Axt das Holz vornehmen. Tief sitzende Meinungsverschiedenheiten können dort ferner im Schaukampf mit Holzschwertern ausgefochten werden...

Ich wünsche mir eine Welt, in der man wieder diskutiert und einfach gesund streiten kann, sich hinterher schüttelt, rüttelt und zusammen in der Taverne oder am Lagerfeuer ein Bier trinken kann. Zusammen! Gerne auch zur Musik von Versengold. Eine ganz tolle Welt wäre das!

"It's the music that kept us all intact, kept us from going crazy."

(Lou Reed)

Meine blauäugigen 2 Cents mal an dieser Stelle zu diesem Thema, weil es mich schon lange beschäftigt (wäre eher was für die Rubrik Randnotizen gewesen, ich weiß)

Andere mittelalterliche, folkige Bands wie Subway to Sally oder Fiddler´s Green sorgten jedoch überwiegend für ausgelassene Freudentänze; Mono Inc. bedienten gut die inneren Emo-Welten; Skindred hatten mit ihren dauernden Anspiel-Teasern irgendwie keinen roten Faden, machten aber dennoch ordentlich Party; Knorkator ließen mit ihrem intelligenten Humor (Politik wird hier eher schön subtil verpackt) nur ein Auge trocken (für mich das Highlight von BOA 2025); die Rammstein-Cover-Pyroshow von Stahlzeit versetzte in Staunen; der Aufritt eines Sängers (Takida) ließ ein paar Fragen offen (betrunken oder krank?) und der Knight-Club von Feuerschwanz bot den famosen Ausklang am Samstag-Abend.

Die anderen Bands haben wir nicht mitbekommen, da wir uns zwischendrin auch stets im nahen Heim bei mir (statt auf dem vorhandenem Campground) dem Mahl, Met und Metal frönen. "Glamping" - ja ich weiß ;)

Alles in allem war BOA 2025 ein Fest für die Sinne - mit kleinen Nebengeräuschen!

(a.j.)

Ward ihr bei einem dieser Veranstaltungen und möchtet kurz schreiben, wie ihr es fandet, dann hinterlasst gerne einen Kommentar :)